Vogelschutz
Erhaltung und Verbesserung der Lebensbedingungen unserer heimischen Vogelwelt

Von Franz-Josef Salzmann

"Der gesamte Naturschutz begann seinerzeit als Vogelschutz", dies schrieb 1980 der damalige Präsident des Deutschen Bundes für Vogelschutz, Claus König. Inzwischen hat der DBV seinen Namen in "Naturschutzbund Deutschland" (NABU) geändert, doch Vogelschutz ist nach wie vor ein Motor für den gesamten Naturschutz. Viele Auseinandersetzungen um den Erhalt des Naturerbes und der biologischen Vielfalt entzünden sich am Schutz der Vogelarten. Strategien des Naturschutzes werden durch Forschung an Vögeln und angewandten Maßnahmen zum Schutz von Vogelpopulationen erarbeitet.

Vogelschutz in Wehrheim:
Vogelschutz begann bereits in den 50-iger Jahren. Ein ornithologisch sehr rühriger Schulleiter, Rektor Wilhelm Wasser, schrieb seine Beobachtungen der Vogelwelt in und um Wehrheim genau auf. Ihm verdanken wir auch einige Informationen über Vogelarten, die heute leider in unserer Gemarkung nicht mehr vorkommen. Er berichtet noch über Pirol, Ziegenmelker, Wendehals, Baumfalke, Steinkauz, Raubwürger und Schafstelze.

Die NABU-Gruppe Wehrheim
Die NABU-Gruppe Wehrheim wurde 1972 als Vogelschutzgruppe von Bernd Mixtaki und Günter Bohris gegründet. Zunächst bestand die Gruppe nur aus Jugendlichen, denen Günter Bohris die Natur näher bringen wollte, insbesondere durch Zeltlager und Wanderungen. Die ornithologischen Tätigkeiten beschränkten sich auf die Winterfütterung der Vögel und das Anbringen von Nisthilfen.


Aktivitäten der NABU-Gruppe im Vogelschutz

Neuntöter
Foto: NABU/Oscar Klose

1975 begann man mit der Anlage eines ersten kleinen Vogelschutzgehölzes "Am Stockborn", auf einer Schutthalde. Im Laufe der folgenden Jahre beteiligten sich auch einige Erwachsene bei der Anlage neuer Biotope, die natürlich auch Lebensräume für unsere einheimischen Vogelarten sind. So haben wir durch die Anpflanzung großer Heckenstreifen und die Anlage von Feuchtbiotopen erreicht, dass im Bizzenbachtal wieder vier Grasmückenarten, der Neuntöter und der Sumpfrohrsänger brüten. Weitere Arten in diesen Biotopen sind: Zilpzalp, Fitis, Heckenbraunelle, Sumpf-,
Kohl-, Blau- und Schwanzmeise, Dompfaff, Feldsperling, Rotkehlchen, Zaunkönig u. a.
Braunkehlchen und Steinschmätzer beobachten wir in jedem Frühjahr als Durchzügler.


Betreuung von Nistkästen

Die NABU-Gruppe betreut heute ca. 200 Nistkästen für Höhlenbrüter in verschiedenen Gemarkungsteilen. Die Brutvorkommen werden jährlich erfasst und die Kästen gereinigt. In der evangelischen Kirche wurde bereits 1977 ein Turmfalkenkasten installiert, der bis heute jährlich von Turmfalken besetzt ist. Im Jahr des Turmfalken hatten wir in Wehrheim noch vier weitere Turmfalkenbruten an Häusern, Scheunen und in Baumkronen.

Auch ein 1989 in der Kirche eingebauter Schleiereulenkasten war bis auf die beiden letzten Jahre immer besetzt. Im schneereichen Winter 2005/2006 sind viele Schleiereulen verhungert.

Weitere vier Nistmöglichkeiten für Eulen wurden in Scheunen eingerichtet. So fand 2007 wieder eine Brut in der Scheune von Bauer Kolaß statt.

Die NABU-Gruppe betreut in der Kirche auch 14 Mauerseglerkästen und entlang des Erlenbachs wurden mehrere Wasseramselkästen unter Brücken eingebaut.


Nistkastenkontrolle mit Jugendlichen
 

Turmfalke, Vogel des Jahres 2007

Informationen für interessierte Bürger

Vogelbeobachtung bei der Stunde der Gartenvögel

Um den Bürgern die heimische Vogelwelt näher zu bringen, veranstaltet die NABU-Gruppe in jedem Frühjahr ein oder zwei Vogelstimmenwanderungen. Ebenso beteiligen wir uns durch eine geführte Veranstaltung an der NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel".


Interessantes zum Vogelschutz
Etwa 90 Vogelarten kommen im Laufe des Jahres in unserer Heimat vor. Davon brüten aber nur etwa 75 Arten hier, die übrigen sind Wintergäste oder Durchzügler. Die Singvögel, besonders solche, die nur im Sommer bei uns sind, bekommt man nur selten zu sehen und wenn, dann nur schemenhaft im Laub der Bäume. Deshalb ist eine genaue Bestimmung der Art nur über den Gesang und die Rufe möglich.

Rückgang vieler Singvogelarten
Selbst Laien fällt auf, dass sie im Sommer eine Stunde in der Flur herumgehen können, ohne den Gesang einer Lerche zu hören. Wenn sie darüber nachdenken, stellen sie fest, dass nach dem Krieg der Himmel noch voller Lerchen hing (auch Bericht Rektor Wasser). Ähnliches gilt auch für die Schwalben. Anhand jahrelanger, systematischer Vogelzählungen, hautsächlich von der Vogelwarte Radolfzell, seit 1974 wurden eine Viertelmillion Kleinvögel von etwa 40 Arten erfasst. Dabei wurde festgestellt, dass der Rückgang selbst von robusten Arten erschreckend ist.

Gründe für den Rückgang
Überdimensionierte Flurflächen und Monokulturen ohne jede Deckung, ohne Brut-, und Nahrungsmöglichkeit, Störungen der Brutgebiete durch Freizeiteinrichtungen und Freizeittreibende, Rückgang der Rast-, und Nahrungsplätze auf dem Weg der Zugvögel, an den Gebäuden werden Nischen und Öffnungen verschlossen, die Brutplatz bieten, Einsatz von Pestiziden und Herbiziden in der Landwirtschaft.


Gegenmaßnahmen

Um wirklich erfolgreichen Vogelschutz betreiben zu können, müssen wir weite Teile unserer Landschaft wieder als Kulturlandschaft herstellen. Mit der Ausweisung von Schutzgebieten alleine ist es nicht getan, selbst wenn man 2 % der Fläche Deutschlands unter Schutz stellen würde. Man kann aber nicht auf 2 % der Fläche schützen, was auf 100 % leben soll. Das heißt: Biotope dürfen nicht isoliert im Raum stehen, sie müssen über die gesamte Fläche vernetzt sein.


Pflanzen einer Vogelschutzhecke
Die NABU-Gruppe Wehrheim versucht deshalb durch Anlage von Lebensräumen und deren Vernetzung Überlebensbereiche für viele unterschiedliche Pflanzen- und Tierarten zu schaffen. Dadurch entstehen wieder Nahrungsketten, in denen auch unsere Singvögel ihren Platz haben.

Praktische Tipps für Gärtner und Vogelfreunde


Damit die Vogelbeobachtung im eigenen Garten von Erfolg gekrönt ist, kann man einiges tun, wenn man bei der Gartengestaltung vogelfreundliche Lebensräume schafft. Vögel suchen nach dem, was ihr natürlicher Lebensraum bieten würde, vor allem Schutz, Futter und Wasser.

Deshalb sollte man folgendes beachten:
  1. Pflanzen Sie einheimische Gehölze (Stauden, Sträucher und Bäume). Diese bieten Früchte und Samen, aber auch Insekten, Spinnen und Schnecken als Nahrung und auch Schutz und Brutplatz.
  2. Lassen Sie eine bunte Blumenwiese entstehen, statt kurz geschorenem Rasen. Wildblumen sind ideal für kargen Boden. Es entsteht ein bunter Teppich, der viele Tiere anlockt (Schmetterlinge, Käfer und Vögel).
  3. Vögel lieben Unordnung, lassen Sie an einer Ecke ihres Gartens eine Brennessel-Distel-Ecke entstehen.
  4. Schichten Sie in einer Ecke des Gartens einen Reisighaufen auf. Er ist Schutz und Versteck für Vögel, aber auch für Igel und Erdkröten.
  5. Legen Sie einen Gartenteich an. Wasser zieht Vögel an. An einer Stelle ermöglicht ein sanft abfallender Kiesrand Vögeln das Baden. Wenn das nicht möglich ist, stellen Sie eine Vogeltränke auf.
  6. Bringen Sie Nistkästen an Bäumen oder an Ihrem Haus an.
  7. Bei der Winterfütterung sollten Sie nur Futterspender (Futtersilos) verwenden. Die Vögel sollten nicht im Futter herumlaufen können.

Zu all den genannten Punkten und zu anderen Fragen, die Sie zum Vogelschutz haben, kann Sie die NABU-Gruppe Wehrheim beraten. Ansprechpartner ist hier: Franz Josef Salzmann, Tel.: (06081) 5113


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