Wieder ein Steinkauzpaar in unserer Feldflur!
Der Steinkauz - ein Bewohner der offenen Landschaft

Bericht: Franz-Josef Salzmann
Fotos: Günter Stowasser, Gerrit Mai

Eine der größten Überraschungen und erfreulichsten Ereignisse in der langen Zeit meiner Vogelbeobachtung in unserer Wehrheimern Gemarkung, ist die Wiederkunft des Steinkauzes in diesem Jahr. Seit Mai beobachteten Günther Stowasser und ich ein Steinkauzpaar, das in einem alten Apfelbaum seine Bruthöhle eingerichtet hat.


Steinkauz im Brutbaum

Mindesten dreimal die Woche fuhr ich mit dem Fahrrad abends dorthin, um die Vögel zu sehen. Günther Stowasser saß oft in den Morgenstunden an und machte sehr schöne Fotos. Wir erfreuten uns an der Balz, als das Männchen dem Weibchen eine Maus als Brautgeschenk überbrachte. Danach begann die Brut und ich beobachtete, wie das Männchen das brütende Weibchen mit Nahrung versorgte. Fast zur gleichen Zeit rief mich Herr Koller aus Westerfeld an und berichtete, dass auch er, in der dortigen Gemarkung, ein Steinkauzpaar beobachtete.


Steinkauz mit Beute (Maus)

Etwa Ende Juli kamen die Jungen, es waren zwei, erstmals aus der Höhle und kletterten auf dem Baum herum, um sich füttern zu lassen. Die Beobachtungen begannen meist erst gegen 21.00 Uhr, da die Vögel dann erst aus ihrem Tagesversteck, bzw. aus der Bruthöhle kommen. Ich konnte das Männchen aber auch einige Male am Tage sehen.


Die Jungsteinkäuze

Der Brutbaum lag ziemlich nahe an einem stark frequentierten Feldweg inmitten eines Getreidefeldes. Die Käuze ließen sich erstaunlicherweise weder von Joggern, Radfahrern und Reitern noch von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Motorradfahrern stören. Die Getreideernte war dann auch genau in der Zeit, als die Jungkäuze die Höhle verließen und ich hatte große Sorgen, was passieren würde, wenn der riesige Mähdrescher um den Baum herumführe. Gott sei Dank - auch das verkrafteten unsere Steinkäuze.


Steinkauz in der Bruthöhle

Als die jungen Steinkäuze flügge waren, beobachteten wir sie noch einige Tage. Nun hoffen wir, dass sie in unserer Gemarkung bleiben. Hans Sprenger, Günther Stowasser und ich haben in der Nähe des Brutbaumes erst einmal zwei Niströhren aufgehängt. Diese sollen aber eher den Altvögeln als zusätzliche Brutmöglichkeit dienen. Die Jungvögel werden das Revier der Alten verlassen müssen. Dafür möchten wir noch zwei weitere Röhren in anderen Gemarkungsteilen anbringen.


Anbringen der Niströhre mit U. G. Engeland als Sonsor


Angebrachte Niströhre


Geschafft!

Ich hoffe sehr, dass die Steinkäuze den Winter gut überstehen und auch im nächsten Jahr wieder eine Brut durchführen können. Für die Jungen besteht sicherlich die Möglichkeit sich mit den Jungsteinkäuzen aus Westerfeld zu verpaaren.


Informationen zum Steinkauz

Der Steinkauz war einst in Griechenland hoch geschätzt. Er war der Wappenvogel von Athen und der Lieblingsvogel der Göttin der Weisheit Athene. Von ihr hat er auch seinen Namen Athene noctura. Zu dieser Zeit kam der Steinkauz im Mittelmeerraum sogar in den Städten vor.

Die Göttin Athene hätte sicher nicht erwartet, dass ihr Schützling einmal des besonderen Artenschutzes bedürftig werden könnte.

Der Steinkauz ist eine unserer kleinsten Eulen, die man das ganze Jahr beobachten kann. Er ist in der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Seine Größe beträgt 22-26 cm, er hat einen breiten, flachen Kopf, auffallend schwefelgelbe Augen und einen braunen, weiß gesprenkelten Rücken.

Ein Steinkauzpaar bleibt sich und seinem Revier meist ein Leben lang treu. Die Balz beginnt im zeitigen Frühjahr.

Etwa ab Ende April legt das Weibchen 2-6 Eier in eine Nisthöhle. Die Jungen schlüpfen nach etwa 4 Wochen, nach 5-6 Wochen verlassen sie das Nest und klettern im Baum umher, werden aber weiter gefüttert.

Die Steinkäuze ernähren sich vor allem von großen Insekten, Mäusen und Regenwürmern, gelegentlich auch von Kleinvögeln, Amphibien und Reptilien. Sie bevorzugen grünlandreiche Lebensräume, die durch alte höhlenreiche Bäume, Hochstammobstwiesen, Hecken oder auch Kopfweiden reich gegliedert sind. Hier finden sie genügend Nahrung und Nistmöglichkeiten, die Nahrung finden sie vor allem in Viehweiden und extensiv genutzten Wiesen; wichtig ist eine nicht zu hohe Bodenvegetation. Bei Wiesen mit unterschiedlichen Mähterminen ist über Wochen hinweg immer genügend Futter vorhanden und erreichbar.

Der Steinkauz gilt als guter Indikator für die Qualität unserer dörflichen Kulturlandschaft. Bis etwa 1960 war er eine sehr verbreitete Brutvogelart in Deutschland. Seither ist in den meisten Gebieten ein starker Rückgang zu verzeichnen bis hin zum völligen Aussterben.

Verantwortlich für den Zusammenbruch der Steinkauzbestände sind:

  • Lebensraumzerstörung, wie der Verlust von Nisthöhlen durch Rodung alter Obstbäume und Kopfweiden.
  • Strukturwandel und Intensivierung der Landwirtschaft.
  • Umwandlung von Grünland in Ackerland.
  • Einsatz von Pestiziden, dadurch stark verringertes Nahrungsangebot.
  • Rasantes Wachstum unserer Ortschaften, dem die Streuobstgürtel um die Dörfer zum Opfer fielen (wie auch in Wehrheim, Baugebiet "am Stecker").

Was können wir für den Steinkauz tun?

1. Lebensräume schützen und erhalten durch
  • Verbot des Grünlandumbruchs,
  • Einfluss auf die Politik die Steinkauzlebensräume nicht durch Bebauung zu zerstören,
  • Vergrößerung der Viehweidenflächen,
  • finanzielle Hilfe von extensiven Grünlandnutzungsarten.
2. Bäume erhalten und neu pflanzen:
  • Erhaltung von Hochstammobstwiesen, Höhlenbäume kartieren und erhalten.
  • Neupflanzung von Hochstammobstbäumen,
  • Verzicht auf chemische Dünger und Spritzmittel
  • Stärkung der Regionalvermarktung des Obstes.
  • Appell an Landwirte und Grundeigentümer alte Obstbäume unbedingt zu erhalten.
3. Geeignete Nisthilfen anbringen, wo wenig Höhlenbäume sind.