Erfolgreiche Brut in evangelischem Kirchturm
Am Wochenende flogen letzte Jungvögel aus
Pressemitteilung des NABU Wehrheim vom 4. August 2005 |
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Das Flüggewerden von 17 Mauerseglern, sechs Schleiereulen und fünf Turmfalken meldet der NABU Wehrheim. Nachdem die jungen Falken schon länger selbstständig sind, flogen am vergangenen Wochenende die letzten jungen Mauersegler und Eulen aus. Seit Mitte der achtziger Jahre kümmern wir uns regelmäßig um die Nistplätze im Kirchturm," erläutert Franz Josef Salzmann vom NABU. "Wir freuen uns über den in diesem Jahr aufgrund der günstigen Wetterbedingungen besonders großen Bruterfolg." Der Mensch hat die Lebensräume vieler Vögel vernichtet oder deutlich reduziert. Außerdem bieten moderne Gebäude kaum noch Nistplätze für Höhlenbrüter. |
Deswegen waren die Bestände von vielen dieser Vogelarten in den achtziger Jahren stark gefährdet. Durch engagierten Einsatz von Vogel- und Naturschützern ist in den letzten Jahren eine erfreuliche Stabilisierung vieler Populationen zu beobachten. |
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Die nachtaktive Schleiereule (Tyto alba), die aufgrund ihres markanten, herzförmigen Gesichtsschleiers leicht von anderen Eulenarten zu unterscheiden ist, lebt in der reich strukturierten, offenen Kulturlandschaft, wie sie Wehrheim noch bietet. Sie ernährt sich größtenteils von Kleinsäugern. Schleiereulen sind gute Mäusejäger und
haben auch 2005 in Wehrheim wieder erfolgreich gebrütet. Hier zu sehen:
Eine Schleiereulenfamile
Foto: NABU Uelzen |
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Die vielen Grünflächen rund um Wehrheim bieten auch dem Turmfalken (Falco tinnunculus) ideale Jagdbedingungen. Genau wie die Eulen kann er hier zur Brutzeit, in der die Äcker in der Regel Feldfrüchte tragen und so für die Vögel zum Mäusefang ungeeignet sind, Futter für seine Brut beschaffen. In Wehrheim gibt es zur Zeit drei Brutpaare. Franz Josef Salzmann bei der Kontrolle
des Turmfalkenkastens. Der Turmfalke war schon ausgezogen und andere Vögel
hatten den Kasten erobert.
Foto: Jutta Pfetzing |
Der Mauersegler (Apus apus) ist mit seinen sichelförmigen Flügeln ein sehr schneller und extrem ausdauernder Flieger. Der Vogel ist immer in der Luft. Nahrungsaufnahme, eine besondere Form von Schlaf und sogar die Paarung werden im Flug erledigt. Einzig zur Brut sucht er sich Plätze unter Hausdächern oder in Felsspalten. Er ernährt sich ausschließlich von Insekten und ist damit wetterabhängig. Wenn bei kaltem Sommerwetter die Insekten am Boden bleiben, fliegen die Wehrheimer Mauersegler schon einmal bis in die wärmere Rheinebene um Futter für ihre Jungen zu finden. Seit vielen Jahren beobachtet der NABU, dass diese Vögel einem unbeirrbaren inneren Kalender folgen. "Sie kommen ziemlich genau - d. h. mit einer Abweichung von maximal 1-2 Tagen - am 1. Mai zu uns. Und genauso exakt treten sie die Rückreise zu ihren Winterquartieren in Afrika jeweils am 30. Juli wieder an," weiß Salzmann. |
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Im ev. Kirchtum war am 1.8. nur noch
ein junger Mauersegler zu entdecken, der sich ängstlich in eine Ecke drückte
und wenige Augenblicke später ausflog.
17 junge Mauersegler konnten ihre Nester auf dem evangelischen Kirchturm insgesamt verlassen. Foto: Jutta Pfetzing |
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Der NABU engagiert sich sehr für die Brutplätze im Kirchturm. 14 Brutkästen wurden selbst gebaut und im Dach des Turms installiert. Während der Brut und der Jungenaufzucht wird das Wohlergehen der Vögel regelmäßig kontrolliert. Nach beendeter Brutsaison werden die dann übel riechenden Kästen von Kot, Gewölle und vielen Parasiten gereinigt. Bis vor einigen Jahren wurden die Eulen auch beringt. In Wehrheim geborene Tiere wurden in Regensburg, in den Niederlanden und sogar in der Ukraine gefunden. Und manchmal müssen die Naturschützer auch Sanitäter sein. Kinder brachten in diesem Jahr einen jungen, noch flugunfähigen Mauersegler zu Salzmann, der ihn umgehend in eine Vogelpflegestation transportierte. Der junge Vogel sei zwar sehr entkräftet gewesen, konnte aber dank guter Pflege ebenfalls vor kurzem ausfliegen. |
"Wenn die Jungvögel gesund das Nest verlassen, wissen wir, dass sich unsere Arbeit gelohnt hat," freut sich Salzmann. Und NABU-Aktive Brita Westerholz ergänzt: "Ohne die Zustimmung der evangelischen Gemeinde wäre unser Engagement für die Vögel im Dachstuhl des alten Turms nicht möglich. Wir möchten uns daher bei allen Verantwortlichen recht herzlich bedanken." |
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