"Gartenrotschwanz" brütet mitten in Wehrheim
Im Garten von Franz-Josef Salzmann sind zur Zeit seltene Wehrheimer Gäste zu beobachten

Bericht: Franz-Josef Salzmann --- Fotos: Timon Sørensen


Ich traute meinen Augen nicht, als ich am 3. Juli aus dem Fenster sah und einen Gartenrotschwanz in meinem Garten beobachtete. Zunächst dachte ich: "Wird sich wohl verflogen haben." Aber am nächsten Tag sah ich ihn wieder. Das war schon etwas merkwürdig, zumal wir in Wehrheim schon seit vielen Jahren keine Brut eines Gartenrotschwanzes mehr beobachtet haben.

Der Garten, den er sich ausgesucht hat, ist relativ groß, es stehen vier alte Obstbäume darin, aber er liegt mitten in der Ortschaft. Am Sonntag, dem 7. Juli, saß ich in meinem Garten beim Frühstück und beobachtete, wie der besagte Vogel mit Futter im Schnabel in einen Nistkasten, der an einer Hauswand befestigt ist, hineinflog und dort offensichtlich Junge fütterte.

Überschwängliche Freude: "Ein Gartenrotschwanz brütet in meinem Garten!" Ich beobachtete nun täglich Männchen und Weibchen bei der Fütterung der Jungen.

  

Natürlich informierte ich auch unseren jungen "Nachwuchs-Orni" Timon über diese sensationelle Entdeckung. Er kam sofort mit Spektiv und Kamera und machte Fotos. Wir stellten eine Wanne auf und sammelten Ameisen, Asseln und andere Kerbtiere, um den Rotschwanz anzulocken und gute Fotos machen zu können. Timon ist nun fast täglich hier, um die Vogelfamilie zu beobachten.

Als wir die Fotos etwas näher betrachteten, kamen uns plötzlich Zweifel. Handelt es sich wirklich um einen Gartenrotschwanz? Der beobachtete Vogel hat eine ganz schwarze Brust, beim Gartenrotschwanz geht das Schwarz normalerweise nur bis zur Kehle. Alle übrigen Merkmale waren die eines Gartenrotschwanzes, wunderschön orangeroter Bauch, weiße Stirnplatte, metallgraues Rückengefieder.

Nun wollten wir wissen, wie es mit dem Gesang bestellt ist. Am 12. Juli hörten wir ihn auf dem nahen Schornstein singen. Es klang wie die erste Strophe des Hausrotschwanzes, aber immer vor dem typischen "Quetschton" brach er ab. Also auch nicht eindeutig. Und das Weibchen? Wir glaubten einen grau-beigen Bauch zu erkennen, Gartenrotschwanz?

Wir entschlossen uns, Experten zu befragen. Es gingen Mails an Martin Kraft, Thomas Sacher und Dr. Jochen Tamm. Alle bestätigten etwas Unglaubliches: Bei dem Männchen handelt sich um einen Hybriden, eine Kreuzung zwischen Garten- und Hausrotschwanz. Seine Partnerin ist ein Hausrotschwanzweibchen.

Wir beobachteten weiter Tag für Tag die Fütterung der Jungen, an der sich beide Altvögel regelmäßig abwechselten. Ab dem 13. Juli konnten wir erkennen, dass es sich um drei Jungvögel handelte. Seltsamerweise wurde das Männchen ab dem 18. Juli nicht mehr bei der Fütterung beobachtet. Wir wollten dem Weibchen helfen und legten Mehlwürmer aus, die gerne angenommen wurden. Am 19. und 20. Juli beobachteten wir das Männchen auf dem Nachbargrundstück, auch bei einem kurzen Liedchen. Am 20. Juli flogen die Jungvögel im Abstand von je einer Stunde aus. Bei einem der Jungen bemerkten wir eine rötliche Bauchfärbung. Das Weibchen hat nun "alle Hände voll zu tun", um die drei hungrigen Schnäbel zu stopfen.