Seltene Vogelbeobachtungen im westlichen Bizzenbachtal
Von unserem NAJU-Mitglied Timon Sørensen

Am 28. November um 16:24 Uhr konnte ich einen Kolkraben beobachten, der aus Richtung Schlink ins westliche Bizzenbachtal flog. Er machte wunderschön anzuschauende Luftakrobatik, z.B. "Freier Fall", "Auf-dem Rücken-fliegen", Schrauben und Drehungen in der Luft. Dann schoss er plötzlich nach unten und griff vehement eine Kornweihe an.

Durch mein Fernglas konnte ich den charakteristischen weißen Bürzel der Weihe gut sehen. Der Kolkrabe verfolgte den eleganten Greifvogel lange. Er hatte Mühe, den akrobatisch fliegenden Verfolger abzuhängen. Dann drehte der Kolkrabe ab und jagte eine Rabenkrähe fort, die - verglichen mit dem Jäger - winzig erschien. So konnte ich an diesem Nachmittag gleich zwei bedrohte Vogelarten beobachten. (Ohne die Hilfe des Raben hätte ich die Weihe sicherlich nicht bemerkt.)

Außerdem sind am 27. November in den Feldern zwischen Westerfeld und Wehrheim zwei Raufußbussarde beobachtet worden. Diese sind reine Wintergäste und ebenfalls nicht häufig zu beobachten.


Weitere Beobachtung der Kornweihe
...und sogar ein paar "Beweisbilder"








Nebel, Kälte, Wind und Feuchtigkeit: Eigentlich nicht das Wetter für gute Naturbeobachtungen. Trotzdem war ich mit Fernglas und Spiegelreflexkamera unterwegs, um einige Zaunkönige zu fotografieren, die ich am vorherigen Tag gesehen hatte. Und zwar genau an der Stelle, von wo aus ich den Kolkraben und das Weihenweibchen beobachtet hatte. Nach einer erfolglosen Stunde in der Kälte wurde es schon langsam dunkel, als ich einen Greifvogel über die Heckenreihe fliegen sah, die ich nach Zaunkönigen durchsucht hatte.

Der Vogel war nur ca. 40 Meter entfernt, trotzdem war er durch den Nebel nicht einfach zu sehen. Natürlich hatte ich sofort mein Fernglas zur Hand und erkannte den Vogel als die Weihe, die ich gestern gesehen hatte, diesmal mehr als doppelt so nah dran. Der Kopf war deutlich dunkler als der Bauch und hatte einen weißen Ring.

Als sie nun dicht am Boden, langsam und leicht, über das Kohlfeld segelte und hin und wieder die Schwanzfedern spreizte, sah ich, dass einige Steuerfedern und Armschwingen fehlten, weil der Greifvogel vermutlich gerade in der Mauser ist. Während er so über das Feld flog, hatte er schon ständig die scharfen Fänge ausgestreckt, als wolle er sich gleich hinunterwerfen.

So war es dann auch: Die Weihe stand kurz an einer Stelle in der Luft, segelte kurz weiter und warf sich dann auf ein Beutetier, wahrscheinlich eine Maus. Direkt davor konnte man am Verhalten schon erahnen, dass sie etwas im Visier hatte. In den Kohlpflanzen konnte ich den Vogel nicht mehr sehen, so dass ich ihn bald aus den Augen verlor. Ich suchte noch eine halbe Stunde mit meinem Fernglas das Feld ab, aber ohne Erfolg.

Plötzlich sauste knapp an mir vorbei ein sehr kleiner schneller Falke - ein Merlin!

Auch dieser Vogel ist - wie der Raufußbussard - nur im Winterhalbjahr zu beobachten, wahrscheinlich ein Durchzügler, denn nur die wenigsten bleiben im Winter hier.

Auch die schöne Weihe ist ausschließlich ein Durchzügler, der wohl in den nächsten Tagen weiter nach Afrika ziehen wird.

Fotografien konnte ich die Vögel wegen des Nebels und der schlechten Lichtverhältnisse leider nicht.


Am 10. Dezember habe ich die Kornweihe nochmals ganz toll beobachten können und sogar ein paar Bilder geschossen, die hier zu sehen sind!