Ein Waldwasserläufer im Bizzenbachtal
Seltene Beobachtung in den Binsenwiesen

Von Franz-Josef Salzmann

In diesem Frühjahr habe ich mehrere Frühwanderungen in unserer heimischen Flur unternommen. Jeweils zwischen fünf und sechs Uhr morgens machte ich mich auf den Weg. Dabei konnte ich viele schöne Beobachtungen machen, auch in den Biotopen, die vom NABU angelegt wurden. So saß ich einige Male im Biotop Binsenwiese auf der Bank unter dem Unterstand, von wo aus man den mittleren der kleinen Tümpel gut im Auge hat.

Hier saß ich auch am 18. Juni so gegen 8.15 Uhr, als plötzlich eine Limikole an diesem Tümpel landete. Ich beobachtete den Vogel ca. 10 Minuten lang wie er Nahrung aus dem seichten Wasser aufnahm. Eine ähnliche Begegnung hatte ich am 26. Juni gegen 9.00 Uhr. Beide Male flog der Vogel in Richtung Auwiese ab.

Ich war mir gleich sicher, dass es sich um einen Waldwasserläufer handelte, da er ständig mit dem Schwanz wippte. Ich habe mich aber noch durch ein Studium meiner Fachbücher vergewissert.



Waldwasserläufer - Foto: NABU / Tom Dove

Der Waldwasserläufer (Tringa ochropus) ist etwas größer als ein Star, wirkt aber noch größer durch die langen Beine. Oberseite dunkelbraun, Unterseite und Bürzel weiß. Beim Auffliegen bilden die schwarzbraunen Flügel und der ebenso gefärbte Rücken einen scharfen Kontrast zum weißen Bürzel. Er fliegt in niedrigem, bekassinartigem Zickzackflug ab, dem ein steiler Steigflug mit zuckenden Flügelschlägen folgt. Beim Auffliegen lässt er meist ein nach oben gezogenes "tluit" mit angehängtem "it-it" erklingen. Der Waldwasserläufer ist Einzelgänger, der oft abseits der anderen Wasser- und Sumpfvögel beobachtet werden kann. Er ist Brutvogel in baumbestandenen Mooren und feuchten Auwäldern. Außerhalb der Brutzeit ist er an allen Gewässertypen zu erwarten, auch an kleinsten Wasserlöchern oder Wiesengräben. Als Nester werden häufig alte Drosselnester, aber auch andere Baumnester bezogen. Legezeit April/Mai, Brutzeit 20-24 Tage, Nestlingszeit 25-28 Tage. Die Nahrung besteht aus Insekten und deren Larven, kleine Krebstiere, und Würmer.

Der Waldwasserläufer ist Kurz- und Langstreckenzieher, seine Überwinterungsgebiete sind der Mittelmeerraum, aber auch das tropische Afrika. Es gibt Beobachtungen, dass einzelne Exemplare auch in Deutschland überwintert haben.

Die Waldwasserläufer sind bei uns auf dem Durchzug ausgesprochene Einzelgänger, die sich meist abseits der von anderen Watvögeln besetzten Schlammlöcher halten. Nicht selten stöbert man sie ganz überraschend an kleinsten Tümpeln auf. Sie lieben vor allem Deckung und sind oft an solchen Wasserstellen anzutreffen, die von dichtem Gestrüpp umgeben sind.

Die Brutgebiete liegen hauptsächlich in den nördlichen Nadelwaldzonen Eurasiens. Einzelne Brutvorkommen wurden in Norddeutschland beobachtet. Der Vogel ist in Deutschland nirgends häufig.

Wir können also in der Binsenwiese, mit etwas Glück, eine wirkliche Seltenheit beobachten.