Kopfweidenschnitt auf den Binsenwiesen
Der erste Naturschutzeinsatz im neuen Jahr fand am 10. Januar statt.

Eine typische Winterarbeit im Naturschutz neben der Nistkastenreinigung ist das Schneiden der Weiden. Die "Kopfweiden" sind aus einer früher üblichen Nutzungsform entstanden. Die vielfältigen damaligen Verwertungsmöglichkeiten der Ruten und des Holzes der Weiden im bäuerlichen Wirtschaftsbetrieb hat vielerorts das Landschaftsbild geprägt. Die dünnen Ruten wurden von Korbflechtern genutzt, sie dienten aber auch zum Ausflechten der Gefache von Fachwerkhäusern oder als Flechtzaun. Der Wert eines Kopfbaumes im Naturhaushalt ist wesentlich höher als der eines normal hochgewachsenen Baumes.

Der NABU Wehrheim betreut ca. 60 Kopfweiden die - umschichtig - etwa alle drei Jahre geschnitten werden, so dass jährlich etwa 20 Bäume zu "bearbeiten" sind. Jochen Brennecke und Wolf-Dieter Herrmann haben am Samstag (10.01.09) das schöne Winterwetter genutzt und die Arbeitssaison 2009 mit dem ersten Kopfweidenschnitt eröffnet. Trotz deutlicher Minusgrade haben beide nicht gefroren und sich nach getaner Arbeit ihr kleines "Feierabendbier" gegönnt, um die erhitzten Körper abzukühlen...



Eine Kopfweide, kurz bevor Jochen Hand anlegt.

Nach getaner Arbeit sieht man die "Kopfbildung" des Baumes deutlich. Bereits in diesem Jahr wird die Weide wieder ausschlagen und bereits nach kurzer Zeit nicht mehr so kahl aussehen.
Kopfweiden...

...haben eine große Bedeutung für den Artenschutz und sind ein wertvoller Lebensraum. Auf alten, dickstämmigen Weiden - mit ihren Höhlen und Faulstellen - leben bis zu 100 Käferarten und 180 weitere Insektenarten. Sie nutzen die Weiden als Wohnort, Nahrungsquelle und Metamorphose-Ort. Eine besondere Bedeutung haben die Kopfweiden für höhlenbrütende Vogelarten, allen voran der Steinkauz, der in Wiesen und Weiden günstige Jagdbedingungen findet. Gartenrotschwanz, Grau- und Trauerfliegenschnäpper, Blau-, Kohl- und Weidenmeise, Feldsperling und Hohltaube brüten in Kopfweiden. Auch Säugetiere ziehen gerne in ausgehöhlte Weiden ein. Mäuse, Iltisse, Steinmarder, Siebenschläfer und Fledermäuse sind hier zu nennen.

Der Wert der Kopfweiden steigt mit ihrem Alter. Deshalb widmen wir uns besonders der Erhaltung dieser Bäume und ihrer Biotope. Da die wirtschaftliche Notwendigkeit zur Erhaltung der Kopfweiden (Rohmaterial für Korbflechter sowie Brennmaterialgewinnung) heute entfallen ist, sind diese stark gefährdet und ihre Pflege und Erhaltung sowie Neuanpflanzung von großem ökologischen Wert. Kopfweiden bilden nicht nur Lebensräume für Insekten und Höhlenbrüter, sondern sie sind auch ein kultur-historisch landschaftsprägendes Element.