Fledermäuse: Von Schreckgestalten zu Sympathieträgern
Zehnte Europäische "Batnight"
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Bericht: Franz-Josef Salzmann Im Spätsommer jeden Jahres werden an vielen Orten Veranstaltungen zur Europäischen Fledermausnacht angeboten. Bereits zum zehnten Mal fand am Wochenende des 26. und 27. Augusts die "European Batnight" statt. In Deutschland bietet der Naturschutzbund dazu über 200 Fledermausfeste und Exkursionen an. Zahlreiche Gruppen und Experten gewähren Einblicke in das Leben ihrer "Schützlinge", um wieder Zehntausende von Besuchern über die geheimnisvollen Nachtjäger zu informieren. Die Angebote sind dabei vielfältig und reichen von Fledermausfesten mit Theaterstücken bis hin zur Live-Beobachtung einer Wochenstube und den beliebten Fledermauswanderungen mit Ultraschalldetektoren.
Manche Menschen haben heute noch eine Abneigung gegen unsere Fledermäuse, die wegen ihrer verborgenen Lebensweise früher als unheimlich galten. Es wurde auch befürchtet, dass heimische Fledermäuse Menschen anfliegen, um sie anzugreifen. Alle diese Befürchtungen sind völlig unbegründet. Heute sind Fledermäuse ausgesprochene Sympathieträger. Das Bild von den "gruseligen" Fledermäusen hat sich dank intensiver Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit grundlegend gewandelt. Die einstmaligen Schreckgestalten der Dunkelheit entpuppen sich als liebenswerte und schutzbedürftige Geschöpfe. Als regelmäßige Mitbewohner unserer Häuser sind die heimischen Fledermausarten, wie keine zweite Tiergruppe, von unserem Verständnis und Toleranz abhängig. In Deutschland gibt es 24 Fledermausarten, wovon Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus und Wasserfledermaus die häufigsten sind. Seit über 50 Millionen Jahren existieren Fledermäuse auf dem europäischen Kontinent. In den letzten 50 Jahren wurden sie allerdings an den Rand der Ausrottung gebracht. Nahrungsmangel, durch Einsatz von Insektiziden, der Verlust an landschaftlicher Vielfalt und Quartierverlust sind die wichtigsten Ursachen für einen dramatischen Rückgang. Fledermäuse sind von Frühjahr bis Herbst aktiv. Im Flug beobachten lassen sie sich nach Einbruch der Dämmerung. Tagsüber suchen sie an ungestörten Orten Unterschlupf. Waldfledermäuse bevorzugen verlassene Spechthöhlen oder Rindenspalten als Tagesquartiere. Die anderen Arten nutzen Dachböden, Mauerspalten und andere Hohlräume als Quartier. Den Winter verbringen alle einheimischen Fledermäuse in frostfreien Höhlen, Stollen oder Kellern und halten Winterschlaf. In den letzten Jahren wurden diese Winterquartiere oft verschlossen oder die Tiere dort immer wieder gestört. In Dachstühlen verenden die in Kolonien lebenden Säugetiere, wenn giftige Holschutzmittel eingesetzt oder die Dächer hermetisch verschlossen werden. Unsere Fledermäuse fressen vor allem Insekten. Eine Fledermaus vertilgt nächtlich davon eine Menge, die einem Drittel ihres Körpergewichts entspricht - bei kleineren Arten sind das schon 4000 Mücken pro Nacht. Leider lauert in der Beute auch eine Gefahr: Insekten sind vielfach durch Pflanzenschutzmittel oder andere Chemikalien belastet. Nahezu lautlos flattert die Fledermaus durch die Dunkelheit. Bei der Jagd verlässt sie sich, auch wenn sie gut sehen kann, auf ihren Gehörsinn. Mit ihrer berühmten Ultraschall-Echoortung kann sie sich perfekt orientieren und ihre Beute erfassen. Mit dem "BAT-Detektor", das sind Geräte, mit denen die nicht hörbaren Ultraschalllaute in für das menschliche Ohr wahrnehmbare Geräusche gewandelt werden, lassen sich die Tiere beobachten. Aufgabe der heutigen Fledermausforschung ist es, mit Hilfe der "BAT-Detektoren" festzustellen, wo die zurückgezogen lebenden Tiere ihre Quartiere haben und wo sie jagen. Nach dem Motto: "Wir können nur schützen, was wir auch kennen!" ist es dann möglich, Quartiere und Einflugmöglichkeiten zu sichern, vielfältige Strukturen unserer Landschaft zu erhalten, sowie Hilfestellungen für Hausbesitzer bei Umbau und Renovierung zu geben. Fledermäuse zeigen uns, wo unsere Umwelt noch intakt ist. Je bewusster der Mensch mit Natur und Umwelt umgeht, desto mehr sensible Fledermäuse wird es geben. Der Naturschutzbund Hessen zeichnet Hausbesitzer aus, die ein besonderes Engagement für den Schutz von Fledermäusen aufbringen. Private Hausbesitzer können sich beim NABU bewerben, wenn sie sich in besonderer Weise für den Fledermausschutz in ihrem Haus einsetzen. Zum Beispiel für die Erhaltung großer Fledermauskolonien. Sie erhalten eine Plakette, die sie an ihrem Haus anbringen können, die das Haus als besonders "Fledermausfreundliches Haus" auszeichnet. |