Eine besondere Pilzwanderung am 11.10.2002

mit Prof. Dr. Meike Piepenbring, Dr. Roland Kirchner und Dr. Marcus Werum

Fotos: Jutta Pfetzing

Es ging bei dieser Wanderung nicht um die bekannteren Hutpilze, von denen viele essbar sind und deshalb auch eher bekannt sind, sondern um die "anderen" unscheinbareren Pilzen, z. B. Parasiten, die auf Pflanzen gedeihen, Pilze am Holz, auf Blättern und auf Obst.

Bernhard Bauch, unser Flechtenexperte, der schon mehrere Flechtenwanderungen und -vorträge für unsere Gruppe durchgeführt hat, lernte Frau Prof. Dr. Meike Piepenbring bei einem seiner Vorträge in der Uni Frankfurt kennen und berichtete ihr über unsere Gruppe und den GEO-Tag der Artenvielfalt. Da wir immer gene unser Wissen erweitern und wissen, dass es auf jedem Gebiet der Natur Interessantes und Neues zu erfahren gibt, freuten wir uns sehr über den Kontakt, den Bernhard Bauch hergestellt hat. Frau Piepenbring war sofort bereit, eine Exkursion auf unseren Biotopen durchzuführen und so kam es, dass wir uns an einem Freitag Nachmittag, leider bei einem lausig kalten Wind, trafen. Eine kleine Gruppe von interessierten BUND- und NABU-Mitglieder aus Wehrheim nahm daran teil.

 
Die drei Experten
Folgende Experten vom Botanischem Institut der Uni Frankfurt, Abteilung "Ökologie, Morphologie und Systematik der Pilze" führten uns durch die Welt der "unscheinbaren" Pilze (von links):
Dr. Roland Kirschner, wiss. Mitarbeiter der Arbeitsgruppe
Prof. Dr. Meike Piepenbring, Schwerpunkt "Pflanzenparasitische Pilze"
Dr. Marcus Werum, Dipl.-Biologe mit Schwerpunkt "Kieselalgen"

Wir sammelten auf dem Weg zu unserem Biotop Auwiesen "befallene" Blätter und Zweige, einen Apfel und sogar ein paar Hutpilze. Diese Objekte breiteten wir auf der Bank im Biotop aus. Frau Prof. Dr. Meike Piepenbring erläuterte uns Interessierten den komplizierten Aufbau der Pilze. Viele Details sind nur mit der Lupe oder gar einem Mikroskop zu erkennen. Ein wenig erinnerte diese Pilzbestimmung an die Bestimmung von Flechten.

Prof. Dr. Meike Piepenbring
Die Gruppe
Eifrig versuchten wir nach den ersten Infos selbst Pilze zu finden, die sich auf Pflanzen niedergelassen hatten, z. B. gibt es Pilze, die lassen sich in der Blüte der kleinen Sternmiere nieder. Dr. Roland Kirschner entdeckte sogar Pilze an toten Borkenkäfern, die sich an einem Geländer befanden. Die Experten erläuterten die Funde immer ausführlich und beantworteten gerne Fragen.

Während wir uns auf den Auwiesen befanden, überflog uns eine Schar Kraniche, hier wendeten wir unseren Blick einmal gen Himmel.

Kraniche
Ein Pilz in totem Holz
Ein Pilz auf einem Stück Zaun (Hörnling)

Ziemlich durchgefroren beendeten wir die Wanderung nach ca. zwei Stunden. Almut Gwiasda lud uns zu heißem Tee und Apfelwein ein. Dieser Einladung folgten wir gerne. Wir wurden ganz toll bewirtet. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle an Almut und Peter.

Die drei Experten kamen so in den Genuss, auch noch Pilze auf Trauben und Äpfeln sowie Hefepilze im Apfelwein in Augenschein nehmen zu können.

Ein Pilz auf einem Apfel
Apfelschorf

Alle gefundenen Arten schrieb Marcus Werum freundlicherweise auf, so dass wir nachfolgend eine Artenliste der gefundenen Pilze haben. Ein herzliches Dankeschön!

Da uns die Wanderung so gut gefallen hat, wir aber leider die Pilze nur "oberflächlich" anschauen konnten, kam uns die Idee, nochmals eine Exkursion im nächsten Herbst anzubieten. Bei dieser Exkursion wollen wir dann nicht nur Wirte und ihre Pilze sammeln und uns im "freien Gelände" anschauen, sondern nachher noch in einen Raum gehen, wo uns Mikroskop und Lupen mit entsprechender Vergrößerung zur Verfügung stehen, damit wir uns Sporen und andere Details der Pilze genau ansehen können.

Uns freut sehr, dass Meike Piepenbring und ihre Mitarbeiter uns für solch einen Termin nochmals zur Verfügung stehen würden.

Artenliste zur Pilz-Exkursion in Wehrheim am 11. 10. 2002
Leitung: Prof. Meike Piepenbring und Dr. Roland Kirschner,
Protokoll: Dr. Marcus Werum

Wirt

Pilz

Bemerkung

 

Schwefelblättling (Hypholoma fasciculare)

 
 

Rübling (Collybia sp.)

 

Klee (Trifolium spec.)

Kleeschwärze (Polythrincium trifolii)

Giftwirkung bei Stallfütterung

Eiche (Quercus spec.)

Rußtaupilze

 

Kirsche (Prunus spec.)

Echter Mehltau

Hyphenbelag mit Kleistothecien

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Echter Mehltau (Erysiphe hyperici)

 

Roßkastanie (Aesculus hippocastanum)

Echter Mehltau (Phyllactinia guttata)

 

Lieschgras (Phleum pratense)

Mutterkorn (Claviceps purpurea)

Sklerotium in Ährchen

Englisches Raygras (Lolium perenne)

Rostpilze

Uredo- + Teleutosporen

Rose (Rosa spec.)

Rostpilz (Phragmidium spec.)

Blattunterseite mit Teleutosporen

Sal-Weide (Salix caprea)

Rostpilz (Melampsora spec.)

Blattobers. orange, Teleutosporen

Eiche (Quercus spec.)

Rindensprenger (Vuilleminia comedens)

auf Ast

Eiche (Quercus spec.)

Rindenpustelpilz

(cf. Diatrype spec.)

Pappel (Populus spec.)

Imperfekter Pilze

auf Laub

Ampfer (Rumex spec.)

Ramularia spec.

braune Flecken

Storchschnabel (Geranium sp.)

Ramularia spec.

braune Flecken

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Rostpilz (Triphragmium ulmariae)

 

Giersch (Aegopodium podagraria)

Rostpilz (Puccinia aegopodii)

schwarze Flecken Blattunterseite

Holzgeländer

Zaunblättling (Gloeophyllum sepiarium)

Fruchtkörper mit orangem Rand

unter Borke Holzgeländer

Beauveria bassiana

an toten Borkenkäfern

Holzgeländer

Hörnling (Calocera cornea)

 

Totholz

Blutender Schichtpilz (Sterum sanguinoletum)

 

Totholz

Behaarter Schichtpilz (Sterum hirsutum)

 

Totholz

Corticiaceae

 

Totholz

Kohlenbeere (Xylaria sp.)

 

Totholz

Feuerschwamm (Phellinus spec.)

 

Wein (Vitis vinifera)

Echter Mehltau (Uncinula necator)

 

Äppelwoi

verschiedene Hefen, insbes. Kloeckera apiculata