Naturschützer zählen in den Auwiesen |
Oliver und Andrea Pfäfflin (von links) haben zusammen mit Julian Bender eine große und eine kleine Sternmiere gefunden.(Foto: Mai) |
Wehrheim. "Wenn wir Glück haben, werden wir 250 verschiedene Pflanzen, Gräser, Insekten und Vögel - eben alles was man hören, sehen und manchmal auch riechen kann - auflisten können", freut sich Jutta Pfetzing von der Vogel- und Naturschutzgruppe Wehrheim. Jung und Alt sind in den vor fünf Jahren angelegten Auwiesen im Wehrheimer Bizzenbachtal unterwegs, um jede gefundene Pflanze, jeden gehörten und gesehenen Vogel und alles, was kreucht und fleucht, in eine Liste einzutragen. "Wir beteiligen uns am zweiten GEO-Tag der Artenvielfalt, ausgeschrieben von der Zeitschrift GEO", so Pfetzing. Es solle "Inventur in Sachen Natur" gemacht werden. "Für die Vogel- und Naturschutzgruppe Wehrheim ist es auch wichtig, einmal zu erfahren, was sich inzwischen in den Auwiesen alles angesiedelt hat", berichtet Wolf Dieter Herrmann, der dieses Projekt mit begleitet. Die Botaniker Ingrid Singh-Brunk und Stefan Nawrath stehen ebenso mit Rat und Tat zur Seite wie der Käferspezialist Dr. Ralf Klinger. In der einen Hand ein Blumenbestimmungsbuch, in der anderen eine Liste zum Eintragen, macht sich Andrea Pfäfflin mit Sohn Oliver und Julian Bender auf die Suche nach Blumen. Sie finden die große und die kleine Sternmiere, die auch sogleich eingetragen werden. "Es müssen immer zwei Personen eine Pflanze gesehen haben", erklärt Pfäfflin, "dann kann sie eingetragen werden". Auch die soeben gehörte Gartengrasmücke und die Frösche, die schon den ganzen Vormittag ihr Konzert geben, werden aufgelistet. "Es ist sehr interessant, wie viele Arten sich hier binnen kürzester Zeit heimisch fühlen", erläutert die Botanikerin Singh-Brunk. Sobald die Landwirtschaft weniger intensiv betrieben werde und die Samen reifen könnten, werde die Artenvielfalt größer. Der niedrige Stickstoffgehalt der Erde sei für das Wachstum vieler Pflanzen Voraussetzung. In den Auwiesen stehen Lupinen neben blauen und gelben Lilien; Gänsefingerkraut findet man ebenso wie den "Quendelblättrigen Ehrenpreis", den Singh-Brunk soeben entdeckt hat. Einige Arten, die auf der "Roten Liste" stehen, sind ebenfalls dabei, wie etwa der Zungen-Hahnenfuß oder der Straußblütige Gilbweiderich. Bernhard Bauch aus Neu-Anspach ist Fachmann für Flechten. Er beginnt mit einer kleinen Gruppe im Außenbereich der Auwiesen, wo ältere Bäume stehen, mit seiner Suche. "Flechten sind ein guter Anzeiger für die Luftverschmutzung. Wir leben hier in einem mäßig belasteten Bereich, wie auf Grund der Flechtenvorkommnisse festgestellt wurde", weiß der Fachmann, "Sie haften an der Baumrinde, bekommen ihre Nahrung allerdings aus der Luft und schaden den Bäumen nicht." Oft zu sehen sei die "Rissflechte und die Blasenflechte", die er seinen interessierten Begleitern auch gleich zeigen kann. Am Nachmittag kommt Käferspezialist Dr. Ralf Klinger zum Zug. Käfer und andere Insekten wurden in ein Leinentuch geschüttelt und ihre Art bestimmt. Das Insekt, das ganz zum Schluss noch gefunden wird, sieht aus wie eine Hummel, ist aber keine. Selbst der Fachmann muss erst noch nachschauen, um welches Insekt es sich handelt. Wenn dann alle ihre Listen abgegeben haben, beginnt für Jutta Pfetzing die Arbeit am Computer. Alle gefundenen Arten werden eingegeben und Doppelungen gestrichen. Bis zum 25. Juni ist noch Zeit für die Meldung an das GEO-Magazin. Pfetzing selbst ist auch ganz gespannt, was bei der Zählung herauskommen wird. Fest steht jedoch, dass die Probezählung, die Anfang Mai stattfand, bei weitem übertroffen wurde. |